Mit der Sanierung der Ketschengasse 42 erhält die Wohnbau Stadt Coburg (WSCO) ein vom Abriss bedrohtes Denkmal und schließt eine noch offene Sanierungslücke im neu geschaffenen Quartier Ketschenvorstadt. Das Erdgeschoss wurde zu einer Arztpraxis ausgebaut und bereits 2019 bezogen. „Die WSCO sichert und stärkt damit die hausärztliche Versorgung in der Innenstadt.“, so Ullrich Puhlmann, technischer Leiter der WSCO.
Jetzt wurden auch die Wohnungen über der Praxis in dem denkmalgeschützten, grünen Haus mit der markanten roten Tür in der Ketschengasse fertig gestellt. Insgesamt fünf Wohneinheiten mit einer Gesamtwohnfläche von 327 qm wurden saniert und für die zukünftigen Bewohner hergerichtet. Am Beispiel dieser Sanierung zeigt sich, dass Stadt und WSCO bestrebt sind, gemischte Quartiere für verschiedene Bewohner und Bedürfnisse zu entwickeln. „Von 44 Wohneinheiten sind nach der umfassenden Sanierung im gesamten Quartier Ketschenvorstadt drei Wohnungen für Flüchtlinge, 14 für Zuwendungsempfänger, 19 im durchschnittlichen Mietpreissegment und nur acht im überdurchschnittlichen Mietpreissegment angesiedelt.“, erläutert Pfuhlmann. Hier wird also bedarfsgerechter Lebensraum in einer vielfältigen und durchmischten Bewohnerstruktur geschaffen.
Die Sanierung des Hauses war eine große Herausforderung, an die im Vorfeld auch nicht alle geglaubt haben. Die Substanz des Hauses war schlecht und auch der Abbruch stand zeitweise im Raum. Doch Reiner Wessels, Leiter der Sanierungsabteilung der WSCO, erkannte das große Potenzial des Denkmals. Die Vorher-Nachher Bilder zeigen heute eindrucksvoll wie gut die Sanierung dann doch gelungen ist.
„Das Haus hat eine bewegte Geschichte, es wurde immer wieder an- und umgebaut. Wir haben versucht so viel wie möglich davon zu erhalten.“ so Reiner Wessels, der für die Sanierung verantwortlich war. „An vielen Stellen sind die originalen Böden, Treppengeländer, Balken und die ein- oder andere alte Tür erhalten geblieben. Es war viel Fingerspitzengefühl gefordert, denn natürlich stößt man immer wieder auf Unvorhergesehenes bei so einem Projekt.“, so Wessels weiter. Problematisch war beispielsweise der stark überkragende Südgiebel des Vorderhauses: „Er hing oberhalb des 2. Obergeschosses mehr oder weniger in der Luft und konnte dann glücklicherweise durch eine ausgefeilte Stahlkonstruktion abgefangen werden.“ erzählt Wessels.
Auch für die 21 beteiligten, regionale Firmen war das Projekt kein alltägliches. Jede Wohnung sieht etwas anders aus, alle sind unterschiedlich geschnitten und die Decken sind unterschiedlich hoch. Durch das ganze Haus zieht sich dafür die knallrote Farbe der Haustür – auch das Geländer im Treppenhaus und der Laubengang hin zum Innenhof sind in auffälligem Rot gestrichen, komplementär zu der grünen Fassadenfarbe. Auch dabei hat man sich am historischen Zustand orientiert, schon der historische Laubengang war rot angestrichen.
Die Ketschengasse nach der Sanierung:
Vor der Sanierung:
Die Baugeschichte
Um 1800 wurde das Haus in seiner derzeitigen Form gebaut und in der Denkmalliste als „dreigeschossiges Traufseithaus“ geführt. Die ältesten Bestandteile des Hauses lassen sich sehr wahrscheinlich ins 15. Jahrhundert datieren. (Aus)gebaut wurde das Haus wohl für Leineweber Johann Anton Sturm. Die Familie, aus der auch der Gründer der gleichnamigen Brauerei entstammte, hatte den Altbau im Jahre 1793 erworben.
Im 19. Jahrhundert existierte dort eine Weberei. 1903 kam das Grundstück in den Besitz der Familie Schramm, die dort ab 1907 ein Lebensmittelgeschäft betrieb.
Im Garten des Hauses Richtung Goethestraße befanden sich die Werkstätten der Korbmöbelfabrik Jacob (später Viktoriastraße) und der Glaserei Carl, welche später in die Mühlgasse zog. Nach dem Zweiten Weltkrieg etablierte sich in dem Gebäude das Geschäft „Fahrzeug-Schneider“.