Kostentreiber im Wohnungsbau, wie etwa zunehmende Baustandards, überhöhte technische Baunormen oder steigende Finanzierungsregulierungen, haben den Wohnungsbau in den vergangenen Jahren stark verteuert. Die Folge daraus sind steigende Mieten. Selbst Ballungsräume haben Probleme damit, rentable Ergebnisse bei Bauvorhaben zu erzielen. Für Strukturschwächere Regionen stellt dies aufgrund des aktuellen Mietniveaus eine noch größere Herausforderung dar. Um steigende Baukosten abfedern und die regionalen Mieten weiterhin sozial vertreten zu können, sieht die Wohnbau Stadt Coburg GmbH hier zeitnah Handlungsbedarf.
Über 40 Teilnehmer aus Politik, Verwaltung und einzelnen Fachbereichen folgten am vergangenen Freitag, 9. Oktober 2015, der Einladung der Wohnbau Stadt Coburg zum zweiten Aufsichtsratsworkshop der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft. Unter dem Themenschwerpunkt „Bezahlbares Wohnen: Angebot schaffen – Nachfrage befriedigen“ setzten sich die Teilnehmer intensiv mit der Thematik und einer entsprechenden Strategiefindung auseinander.
„Mit dem Workshop ist uns bereits ein großer Schritt in die richtige Richtung gelungen“, so Christian Meyer, Geschäftsführer der Wohnbau Stadt Coburg GmbH. „Es war uns wichtig, die Entscheidungsträger auf kommende Herausforderungen vorzubereiten und auch die Öffentlichkeit für aktuelle Probleme, die die Rahmenbedingungen am Markt mit sich bringen, zu sensibilisieren.“
Mietpreiskalkulationen der Wohnbau Stadt Coburg für künftig modernisierten Wohnraum im Bestand verdeutlichen: Mieten unter 5 € sind unter aktuellen Rahmenbedingungen nicht mehr darstellbar. Aktuell unterstützen kostengünstige Darlehen der Stadt Coburg die niedrigen Mietpreise. Um Bestandsmieter und vor allem transfereinkommensberechtigte bzw. einkommensschwache Mieter zu schützen, bedarf es hier Synergien, die in enger Zusammenarbeit mit der Verwaltung erarbeitet werden müssen.
Nach BGB darf eine Mieterhöhung nach Modernisierungsmaßnahmen von bis zu 11 Prozent erfolgen. Entsprechend des Gesellschaftszweckes der Wohnbau Stadt Coburg GmbH werden bisher durchschnittlich nur zwei Prozent der anfallenden Modernisierungskosten auf die Mieten umgelegt. Dennoch herrscht bisher ein hohes Anspruchsdenken der Mieter, was die Modernisierungsstandards angeht, vor. Die Wohnbau Stadt Coburg GmbH sprach daher im Rahmen des Workshops die Empfehlung aus, künftig über „Light-Modernisierungen“ nachzudenken. Demnach sollten Modernisierungsstandards aufgebrochen und Maßnahmen zwar weiterhin nachhaltig, aber gegebenenfalls nicht mehr vollumfänglich durchgeführt werden. So könne man laut Unternehmensaussage eine Wertsteigerung des modernisierten Objektes und dennoch wertvolle Einsparungen im Sinne der Mieter erzielen.
Zudem möchte das Unternehmen unter entsprechenden Rahmenbedingungen selbst weitere 150 Wohnungen mittels Neubau schaffen. Bei entsprechender Förderkulisse könne dies laut Wohnbaugeschäftsführer bereits in den kommenden zwei Jahren realisiert werden.
Unter dem Aspekt des demografischen Wandels und den damit einhergehenden Veränderungen der gesellschaftlichen Strukturen soll in Coburg auch barrierefreier bzw. barrierearmer Wohnraum verstärkt geschaffen werden. Ein weiteres langfristiges Unternehmensziel der Wohnbau ist es daher, bis zu 30 Prozent des gesamten Gebäudebestandes des Unternehmens barrierefrei umzurüsten.
Um der aktuellen großen Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum gerecht zu werden, prüfen Stadt und Wohnbau Stadt Coburg aktuell weitere Synergiemöglichkeiten. Auch durch gemeinsame Projekte mit privaten Investoren soll zusätzlicher Neubau geschaffen werden.
„Wir verstehen diese Herausforderung auch als eine Chance für Coburg“, so Oberbürgermeister Norbert Tessmer, der den Vorsitz des Aufsichtsrates der Wohnbau Stadt Coburg innehat. „Schließlich stellen wir hier rechtzeitig die Weichen, um auch in Zukunft bezahlbaren Wohnraum für alle Bevölkerungsschichten vorhalten zu können und schaffen somit einen wichtigen Standortvorteil für Coburg.“
Weitere Informationen:
Wohnbau Stadt Coburg GmbH
Heiligkreuzstraße 26
Tel. 09561 877 101